Als Querschnittsthema verankern

17.03.2023

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Nachhaltigkeit gehört bei Interroll zu den zentralen Elementen der Unternehmensstrategie. Aus diesem Grund wird dieses Thema auch gemeinsam von Verwaltungsrat und Vorstand vorangetrieben. Wo steht das Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderung, die die Umwelt und Menschen gleichermassen betrifft? Wie sorgt Interroll dafür, dass entsprechende Massnahmen ihre grösstmögliche Wirkung entfalten können? Wir haben mit Heinz Hössli, dem Chief Financial Officer (CFO), gesprochen, der das Berichtswesen im Bereich Nachhaltigkeit auf Vorstandsebene bei Interroll verantwortet.

Was versteht Interroll unter Nachhaltigkeit?

Heinz Hössli: Nachhaltigkeit bedeutet ein ganzheitliches Engagement. Und zwar in mehrfacher Hinsicht: Es geht zunächst nicht nur allein um die allseits bekannten Klimaschutz- oder Umweltthemen, sondern auch um Menschenrechte, Arbeitsbedingungen oder Korruptionsbekämpfung – also um alles, was im Englischen, «Environmental, Social und Governance» heisst und mit ESG abgekürzt wird. Zudem verstehen wir das Thema Nachhaltigkeit nicht allein im Hinblick auf Einzelmassnahmen, sondern als ein Querschnittsthema, dass es tiefgreifend in unseren Geschäftstätigkeiten, Prozessen, Produktentwicklungen und Strategien zu verankern gilt. Es betrifft also jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter und deren Tätigkeit bei Interroll. 

Geht es dabei nur um ein quasi moralisches Engagement?

Nein. Dieses Thema berührt nicht nur die ethische Verantwortung, denn das ESG-Reporting ist mittlerweile durchaus auch ein Instrument des Finanzmarktes. Es geht längst auch darum, Investoren zu halten und zu gewinnen. Deren Entscheidungen werden zunehmend von den Leistungen eines Unternehmens auf diesem Gebiet beeinflusst. Schliesslich gibt es mittlerweile zahlreiche Studien, die belegen, dass sich die Berücksichtigung von ESG-Faktoren bei Kapitalanlagen wertsteigend auswirkt.

Wo steht Ihr Unternehmen bei der Bewältigung dieser Aufgabe?

Die Nachhaltigkeit ist für uns kein neues Thema. In den letzten fünf Jahren haben wir in unseren Geschäftsberichten bereits Nachhaltigkeitsberichte veröffentlicht, die über unsere Massnahmen als Mitglied der Global Compact-Initiative der Vereinten Nationen (UN) informierten. Ausserdem haben wir ab dem Jahr 2020 zentrale Ziele der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen in unser Berichtswesen integriert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 berichten wir beim Thema Nachhaltigkeit nun erstmals auf Basis der international standardisierten Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI). Damit heben wir das Thema Nachhaltigkeit auf ein neues Niveau.

Warum?

Weil wir die Situation in der Schweiz und unseren internationalen Tochtergesellschaften quantitativ beschreiben, also mit entsprechenden Kennziffern unterlegen. Damit werden unsere Leistungen auf diesem Gebiet nun konzernweit messbar und vergleichbar – sowohl im zeitlichen Verlauf als auch gegenüber anderen Unternehmen. Dies sorgt übrigens nicht nur für Transparenz nach aussen, sondern auch für eine aussagefähige Datenbasis bei unseren eigenen unternehmerischen Entscheidungen.

«Das Thema Nach­haltigkeit nicht allein im Hinblick auf Einzel­mass­nahmen, sondern als ein Quer­schnitts­thema, verankern.»

Der Nachhaltigkeitsbericht 2022 dient also als Messlatte für zukünftige Fortschritte?

Ja. Wir haben uns verbindliche Ziele gesetzt, die wir bis 2030 erreichen wollen. Deshalb ist es wichtig, dass wir nun auch wissen, wo wir auf diesem Weg stehen. Denn der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht schafft durch die umfassende Datenerfassung an unseren Standorten die Transparenz, um etwa die aktuelle Umweltwirkung und unseren CO2-Fussabdruck bestimmen und dann gezielt beeinflussen zu können. Denn was nicht gemessen wird, kann auch nicht gezielt reduziert werden. Wo kein Monitoring möglich ist, kann eine konkrete Massnahme auch nicht hinsichtlich ihrer tatsächlichen Wirksamkeit beurteilt werden.

Sie schaffen also damit auch die Grundlage für eine Ausrichtung Ihrer Massnahmen auf tatsächliche Effektivität?

So ist es. «Greenwashing» lehnen wir prinzipiell ab. Wir konzentrieren uns auf Massnahmen, deren Wirkung wir tatsächlich belegen können. Zudem können wir nun viel genauer erkennen, wo wir den grössten Hebel für schnelle und deutliche Verbesserungen ansetzen können – etwa bei Massnahmen zur Reduktion der sogenannten Scope-1- und -2-Emissionen, also den direkten, durch eigene Handlung beeinflussbaren Emissionen.

Warum haben Sie sich dabei für die Anwendung der Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) entschieden?

GRI-Standards haben sich in den letzten Jahren als die weltweit am häufigsten verwendeten Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung etabliert. Vor allem in der Europäischen Union sind sie mittlerweile zum De-facto-Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von grösseren Unternehmen geworden. Dieses Standardwerk bietet neben Qualität und Aussagekraft also auch die nötige Vergleichbarkeit auf internationaler Ebene, um Leistungen in diesem Bereich umfassend beurteilen zu können.

Nun sind Standards ja ständig im Fluss …

Ein weiterer Grund, die GRI-Standards zu verwenden. Als weltweit tätiges Unternehmen mit Hauptsitz im Tessin sind sie nämlich für uns eine sehr tragfähige Basis, um bestehende und künftige Vorgaben in der Schweiz, aber auch in anderen Ländern integrieren zu können. So stehen etwa mit der gesetzlichen Verankerung der Klimaberichterstattung nach «TCFD» (Task force on Climate-related Financial Disclosure) in der Schweiz und mit der «European Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)» in den nächsten Jahren weitere wesentliche Veränderungen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung an, die entsprechende Berücksichtigung finden müssen. Um neue Anforderungen erfüllen zu können, bieten die GRI-Standards die besten Voraussetzungen.