An einem Strang ziehen

17.03.2023

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Nachhaltigkeit heisst, dass Interroll ökonomische, soziale und ökologische Ziele gleichzeitig anstreben und erreichen will. Hierbei spielt die Lieferkette eine zentrale Rolle. Ein Gespräch mit Georg Moor, Vice President Global Purchasing bei Interroll.

Die Lieferkette in der Materialflussbranche ist heute sehr lang und global verzweigt. Wie sieht die Situation bei Interroll aus?

Georg Moor: Wir arbeiten gegenwärtig mit rund 3,000 Zulieferfirmen aus über 40 Ländern zusammen. Unser Einkaufsteam ist an allen sechszehn Produktions- und Montagestandorten weltweit präsent. Dabei folgt der Beschaffungsprozess überall einheitlichen Standards und der gleichen Strategie, die wir konzernweit festgelegt haben.

Wie sieht diese Strategie aus?

Sie besteht im Wesentlichen aus drei Elementen, die uns übrigens auch geholfen haben, die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu begrenzen. Zunächst geht es darum, für jeden Liefergegenstand mindestens zwei verschiedene Quellen zu beziehen. Dann präferieren wir Lieferanten aus dem lokalen oder regionalen Umfeld. Wir verfolgen eine regionale Beschaffungsstrategie bei der 80 Prozent aller Lieferungen innerhalb der gleichen Region erfolgen sollen, das mittelfristige Ziel liegt bei 95 Prozent. Das senkt den Ausstoss von Klimagasen. Und drittens geht es darum, zwei komplett unabhängige Lieferketten zu etablieren, die sich jeweils auf eine Weltregion konzentrieren. Dies alles stärkt zunächst einmal die Robustheit der Versorgung mit Material und Dienstleistungen, die wir für unsere geschäftlichen Aktivitäten benötigen.

Und wie sieht es bei diesem Konzept mit der Nachhaltigkeit aus?

Unsere Nachhaltigkeitsstrategie ist ein integraler Bestandteil der Beschaffungsaktivitäten. Denn wir wissen, dass unsere Lieferkette ein hohes Potenzial für die Erreichung unserer ESG-Ziele bietet. Strukturell bieten etwa lokale Lieferungen nicht nur Vorteile für unsere eigene Lieferversorgung, sondern allein durch kürzere Transportwege auch klare Nachhaltigkeitsvorteile. Auch mit unserer Qualitätsstrategie, die auf langlebige Produkte statt auf Wegwerflösungen setzt, zahlen wir deutlich auf die Nachhaltigkeit unserer Geschäfte und die unserer Kunden ein. Das gilt ebenso für unseren Kundenservice, der unseren Kunden und Anwendern etwa die Reparatur und Generalüberholung von Trommelmotoren bietet.

«Unsere tägliche Praxis, in der wir und unsere Kollegen aus anderen Bereichen an einem Strang ziehen.»

Abgesehen von den strukturellen Vorteilen und dem Geschäftsmodell: Welche Massnahmen ergreifen Sie, um die Nachhaltigkeit der Lieferkette von Interroll weiter zu verbessern?

Ausgangspunkt für unsere Massnahmen ist die Erkenntnis, dass wir durch unser Verhalten einen positiven Einfluss auf unsere Lieferanten haben. Wir können in unserer Lieferkette eine Menge bewegen. So verpflichten wir unsere Geschäftspartner auf einen Code of Conduct, dessen Einhaltung uns alle Lieferanten vertraglich zusagen müssen. Zentrale Elemente dieser Anforderungen sind der Umweltschutz, die Achtung der Menschenrechte, der Arbeits- und Gesundheitsschutz und die Korruptionsbekämpfung. Gleichzeitig sorgen wir für eine systematische und aktuelle Einschätzung und Bewertung unserer Lieferanten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistungen.

Wie gehen Sie hier vor?

Zunächst ist es wichtig, die gesamten Akteure in der Lieferkette gut zu kennen und gründlich zu bewerten, um, falls notwendig, gezielt Verbesserungen herbeiführen zu können. Hierzu nutzen wir unter anderem die Validierungen eines international führenden Dienstleisters. Gleichzeitig kommunizieren wir unsere Anforderungen transparent an unsere Partner und unterstützen sie, diese bei Verbesserungspotenzial einzuhalten. So entsteht ein klarer Anreiz, sich an unsere Vorgaben zu halten und diese nachweisen zu können. Damit wird Nachhaltigkeit zu einem entscheidenden geschäftlichen Faktor.

Aus Ihrer Sicht als Einkäufer: Lassen sich ökonomische und ökologische Ziele zur Deckung bringen?

Absolut. Das beweist schon unsere tägliche Praxis, in der wir und unsere Kollegen aus anderen Bereichen an einem Strang ziehen. So konnten wir in den Diskussionen mit den Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel spezielle Verpackungsideen einbringen, die sich rechnen. Oder den Einsatz recycelter Materialien empfehlen, die keinen negativen Einfluss auf die Qualität ausüben, aber wesentlich kostengünstiger sind.