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Roboter – Mensch oder Tier?

Inzwischen gelingt es, Humanoiden zu realisieren, die kaum noch von den Originalen zu unterscheiden sind.

Jetzt hat selbst Elon Musk den humanoiden Roboter als neues Aufgabenfeld für sich entdeckt. Die Idee eines künstlichen Ebenbilds des Menschen ist zwar viel älter als der Begriff „Roboter“. Doch inzwischen gelingt es tatsächlich, solche Humanoiden zu realisieren, die kaum noch von den Originalen zu unterscheiden sind. Partner oder Konkurrent, Zukunftstraum oder Schreckensvision?

Die ersten dieser „humanen“ Roboter, sogenannte Hubots, mit erstaunlichen Fähigkeiten gibt es bereits. Zum Beispiel die berühmte Roboterdame Sophia von Hanson Robotics aus Hongkong. Sie kann Gestik und Mimik nachahmen und mittels KI sogar einfache Gespräche führen. Ihre Menschenähnlichkeit geht soweit, dass Sophia schon vor der UNO aufgetreten ist und Saudi-Arabien 2017 ihr sogar die Staatsbürgerschaft verliehen hat. Hiroshi Ishiguro, ein japanischer Robotiker und sein Team von der Universität Osaka verdoppelten als erstes ihn selbst in Form
eines sogenannten Geminoiden. Zwar ist die Ausführung noch nicht perfekt und die Figuren müssen per Computer bedient werden, doch die Illusion ist verblüffend. Dabei schwankt das Empfinden zwischen Faszination und Schrecken. Ähnlich Henrik Schärfe, Professor für computervermittelte Erkenntnistheorie an der Universität Aalborg, der mit seinem technoiden Ebenbild die Betrachter gerne provoziert und verunsichert.

Das unheimliche Tal

Denn je menschenähnlicher das Gerät ist, desto grösser das Unbehagen. Der japanische Professor Masahiro Mori hat diesen psychologischen Wandel der Akzeptanz in den 1970erJahren in Form einer Entwicklungskurve als „Uncanny Valley“ (unheimliches Tal) dargestellt. Inzwischen ist dieses beängstigende „Tal“ in vielen Studien bestätigt.

Martina Mara, renommierte Technikpsychologin und Professorin für Roboterpsychologie an der Johannes Kepler Universität in Linz (Österreich), untersucht seit Langem die besondere Mensch-Roboter-Beziehung. In einer grossangelegten Bildanalyse mit über 20.000 Motiven stellte ihr Forschungslabor jüngst fest, dass ausgerechnet diese bedrohlichen Stereotype des „menschlichen“
Roboters in den meisten Fällen zur Illustration von KI-Themen in den Medien dienen. Kein Wunder also, dass viele Betrachter Unbehagen bei Künstlicher Intelligenz empfinden.

Ergänzung statt Ersatz

Dabei ist es kaum möglich, Robotern Fähigkeiten wie etwa empathische Kommunikation, Kreativität oder Ironie beizubringen. Schon der menschliche Gang ist eine fast unlösbare Aufgabe. Aber, so Martina Mara, „Roboter haben in vielen anderen Bereichen Stärken. Da muss man ja nicht gerade nachbilden, was ohnehin Menschen sehr gut können.“ Und weiter: „Mittelfristig müssen wir uns die Frage stellen: Was wollen wir überhaupt automatisieren? Was soll der Mensch machen, was soll der Roboter übernehmen?“

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Maras Kollegin Kate Darling, führende Expertin für Roboter-Ethik und -Politik, die am berühmten MIT Media Lab forscht. Sie fragt: „Warum etwas reproduzieren, was wir ohnehin schon haben?“ – nämlich die besonderen menschlichen Fähigkeiten.

Der beste Freund des Menschen

Jetzt hat Darling eine ebenso überraschende wie schlüssige Analogie entwickelt: Wir sollten Roboter nicht ähnlich wie Menschen, sondern wie Tiere verstehen. Tiere verfügen über spezielle Fähigkeiten, die weit über die unseren Möglichkeiten hinausgehen, und entsprechend gezielt werden sie seit Jahrtausenden zu Land, Wasser und in der Luft eingesetzt. Spürhunde, Brieftauben, Frettchen als Rohrreiniger, Ratten als Minensucher … Genauso sind Roboter am besten geeignet, bestimmte Aufgaben zu erfüllen und brauchen nicht einmal die Pflege von dressierten Tieren. Ihre Form ist dabei egal, solange sie die Aufgabe perfekt erfüllen.

Der Vergleich impliziert zudem interessante Parallelen. So werden die ersten Roboter, wie Sonys Aibo und das Seehundbaby Paro, schon als Schosstiere empfunden, samt regelrechter Beerdigung irreparabler Aibos. Und auch juristische Fragen seien unter diesem Aspekt zu sehen, so Darling. Bei Unglücken mit selbstfahrenden Autos oder autonomen Waffen trage dann das „Herrchen“, sprich der Hersteller/Nutzer, die Schuld und nicht das „Tier“.

Diese Betrachtungsweise entkräftet nicht nur die Angst vor dem übermächtigen künstlichen Menschen, sondern bietet zugleich die Chance, den Roboter als hilfreichen Partner zu akzeptieren – ganz so, wie wir es seit Menschengedenken mit unseren Nutz- und Haustieren halten.

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